Massagetherapie Grundidee und Behandlung
Sie ist eine ganzheitstherapeutische Weichteilbehandlung von und über Muskeln, Sehnen, Bändern, Kapseln, Haut und Unterhaut
Die Massagetherapie wird realisiert durch die Hand des Physiotherapeuten, als sensibles Diagnostikum und dosierendes Therapeutikum
Es gibt zwei traditionelle Behandlungsmethoden
a) Klassische Massage
b) Bindegewebsmassage
Mit unterschiedlichen Techniken werden vor allem drei pathologische Veränderungen im Weichteilgewebe behandelt
a) Ödematöse Gewebsveränderungen
b) Gewebsverklebungen
c) Gewebsverhärtungen
Wirkungsweise: (nach Prof. Hentschel)
- Direkte lokale Wirkung
- Lokal-reflektorische Wirkung
- Segmental-reflektorische Wirkung
- Neuro-endokrinologische Wirkung
- Zentral-nervöse Allgemeinwirkung
- Die Massagetherapie wirkt somit über lokale und systemische Effekte
Körperreaktionen
- Steigerung der Durchblutung in den verschiedenen Gewebeschichten
- Steigerung von Erholungs- und Repairmechanismen
- Aktivierung von Transportvorgängen
- Tonisierung oder Detonisierung
- Vegetative Harmonisierung
- Psychische Stabilisierung
Die vier Indikationsbereiche der Massagetherapie
- Akute Massagebehandlung
- Massagebehandlung bei chronisch - rezidivierenden (= immer wiederkehrenden) Erkrankungen
- Postoperative Massage Behandlung (nach Operationen)
- Spezialindikationen zu Massagebehandlung
Geschichte der Massagetherapie
Während Kaiser Jaune - 2598 v. Chr. - im alten China die Massage als eines der vier Teilgebiete der Medizin beschreibt, ist die Bedeutung der Massagetherapie in unserer technisierten und spezialisierten Zeit zu einer zwielichten Randerscheinung auf dem Medizinmarkt verkommen. Die großen Kulturen der Ägypter, Griechen und Römer pflegten die Massage im Einklang mit der Gymnastik und den Thermalbädern. Ziel aller medizinischen Lehren war eine Harmonie zwischen körperlichen und geistigen Fähigkeiten zum Wohle der Seele herzustellen. Wichtigste Lehrer dieser Zeit waren die Griechen, Hippokrates - der die Massage erstmals auch zur Therapie von Krankheiten einsetzte, und Platon. Im 1. Jahrtausend n. Chr. ging die platonische Tradition vom menschlichen Gleichgewicht verloren, und doch entstand in dieser Zeit die Athletikmassage zur »Auflösung von Ablagerungen in den Muskeln« (Avicenna 1000 n. Chr.).
Im 16. und 17. Jahrhundert erlebt die Massage eine Renaissance - in Italien durch Prof. Geronimo Mecuriale (die arte gymnastica??), in Frankreich durch die Chirurgen Ambroise Pare und in England durch Thomas Sydenham.
In Schweden entstand durch Piere Henri-Ling (1776 -1837) die erste medizinische Ausbildungsstätte für Gymnastik und Massage. Diese Schule wurde zum Ausgangspunkt aller modernen physikalischen Therapiesysteme unserer Zeit. Auch die klassische Massage, die heute praktiziert wird, entstand durch den o.g. schwedischen Fechtmeister.
Die Bindegewebsmassage wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts als eigenes Massagesystem von der Krankengymnastin Elisabeth Dicke in Deutschland entwickelt. Sie entdeckte, dass man durch spezielle Grifftechniken über das Unterhautgewebe, Störungen im Bereich innerer Organe behandeln konnte. Hierbei machte sie sich auch Erkenntnisse über die cutivisceralen (Haut zum Organ) Reflexbeziehungen, die der Engländer Dr. Head beschrieben hatte, zunutze.
In den letzten zwei Jahrzehnten ist eine dritte Massagetechnik zusehens in den Vordergrund gerückt, die Lymphdrainage. Im Zuge der Spezialisierung aller medizinischen Fachbereiche wird verständlich, dass sich die unterschiedlichen Massagemethoden als Einzeltherapiesysteme verselbständigt haben.
Wenn man sich allerdings die Geschichte der Massagetherapie vor Augen führt, so wird klar, dass alte Massagemethoden letztendlich nebeneinander benutzt werden müssen, um den ganzen Menschen zu behandeln, da nie nur eine solitäre Gewebeveränderung vorliegt. Dies ist der Grund, warum wir heute von drei unterschiedlichen Gewebeveränderungen ausgehen, den ödematösen Gewebeaufquellungen, den Verklebungen zwischen den einzelnen Gewebeschichten, die häufig mit Einziehungen der Cutis und Subcutis (Haut und Unterhaut) einhergehen, sowie den Verhärtungen, insbesondere im Muskelgewebe.
Diese drei Gewebsveränderungen werden durch das intelligente, befundorientierte Arbeiten des Physiotherapeuten nebeneinander mit den unterschiedlichsten Grifftechniken behandelt.
Während mit Knetungen, Friktionen und Vibrationstechniken aus der klassischen Massage eher die muskulären Verhärtungen behandelt werden, wird die Bindegewebsmassage einerseits zur vegetativen Stabilisierung funktioneller Organbeschwerden eingesetzt, andererseits eignen sich die ziehenden und gewebeverschiebenden Grifftechniken ohne das Hilfsmittel des Gleitöls zur Behandlung von Gewebeverklebungen und Aufquellungen. Durch eine dosierte, kreisende Drucktechnik sind selbstverständlich auch lokale Ödeme mit den klassischen Therapieformen behandelbar.
Wesentlich erscheint heute, den Zeitanforderungen angemessen, dass klar definierte lndikationsbereiche festgelegt werden müssen, um deutlich zu machen, bei. welchen Erkrankungen die Massagetherapie als nebenwirkungsfreie Behandlungsmethode eingesetzt werden kann. So besitzt sie ihre Indikationen sowohl als Akutbehandlung bei allen lokalen Wirbelsäulensyndromen, aber auch bei allen akuten Sport- und Freizeitverletzungen, bei chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates ist sie unentbehrlich. Auch im postoperativen Bereich werden Massagebehandlungen in den unterschiedlichsten Heilungsphasen eingesetzt. Neben diesen drei bekannten lndikationsbereichen werden im Folienvortrag einige Spezialindikationen dargestellt.
Bedeutsam ist, dass, so variationsreich der Indikationskatalog auch ist, auch die Behandlung im wesentlichen von der Variationsbreite der Dosierungsmöglichkeiten des Therapeuten abhängt.
Abschließend sei erwähnt, dass es sich bei der Massagetherapie nicht um eine im herkömmlichen Sinne verstandene passive Behandlungsmethode, sondern vielmehr um eine »quietive« (in körperlicher Ruhe durchgeführte) Therapie mit aktiven lokalen und systemischen Wirkungen handelt.
Massagetherapie behandelt den ganzen Menschen